Blogtour: Kleidung nähen ohne Schnittmuster
Wahrscheinlich habt ihr schon mitbekommen, dass Steffi von Herzekleid ein ganz tolles Nähbuch geschrieben hat? Kleidung nähen ohne Schnittmuster heißt es und ist Mitte Oktober im EMF Verlag erschienen.
Noch vor der Veröffentlichung fragte mich Steffi von Herzekleid, ob ich nicht Lust hätte, aus dem Buch – im Rahmen einer kleinen Blogtour – ein Designbeispiel zu nähen. Als sie mich fragte, hatte ich gerade vorher auf ihrem Blog die Buchvorankündigung gelesen und war schon sehr gespannt.
Und natürlich hatte ich Lust dazu. Ich hatte mich riesig gefreut, dass Steffi mich gefragt hat und ich nun die Ehre habe mit ein paar anderen ganz tollen Bloggerinnen zusammen die kleine Blogtour zu gestalten.
Und einfach ohne Schnittmuster zu nähen, kam bei mir in letzter Zeit sowieso ein wenig zu kurz – dabei mache ich das eigentlich sehr gern.
Als das Buch dann bei mir ankam, war ich auch direkt ganz begeistert. Es ist unheimlich ansprechend gestaltet, sehr übersichtlich und die hübschen Fotos machen Lust, einfach sofort loszulegen.
Und so ist am letzten Wochenende dann auch direkt mein erstes Outfit nach den Anleitungen im Buch entstanden:
Bluse und Zipfeljacke.
Und ich sag es euch direkt: Ich liebe mein neues Outfit.
Nur schade, dass ich euch nur mittelmäßige Drinnenfotos bei schlechter Beleuchtung zeigen kann. Außerdem musste ich beim Bearbeiten der Fotos feststellen, dass ich mal wieder sehr gut darin war, auf möglichst vielen Fotos möglichst dämlich zu gucken ... Nun ja, beim nächsten Mal stelle ich mich dann doch lieber raus in den Schnee ... dann stimmt immerhin die Beleuchtung.
Aber nun zum Buch:
Insgesamt beinhaltet das Buch 16 verschiedene Schnittmodelle. Wie der Titel schon deutlich macht, gibt es aber keine Schnittmuster für die einzelnen Modelle, sondern Anleitungen zur eigenen Schnitterstellung. Steffi erklärt sehr verständlich, wie man entweder direkt auf dem Stoff oder auf Papier den eigenen Schnitt für das jeweilige Modell erstellt. Mit den Werten der eigenen Körpermaße und Zeichenmtteln wie Geodreieck und Lineal kann es also direkt losgehen.
Die Schnittmodelle sind wirklich geschickt konstruiert und zusammengestellt. Sie sind raffiniert und modern und trotzdem sehr einfach und schnell gezeichnet. Kompliziertere Zusammenhänge bei der Schnitterstellung, wie z.B. normale Armausschnitte und dazu passende Armkugeln, werden durch überschnittene Ärmel oder Fledermausärmel ganz einfach umgangen.
Und praktischerweise sind ja überschnittene Ärmel gerade eh sehr angesagt. Auch bei normaler »Kaufkleidung« sehe ich das gerade sehr oft.
Ich hatte zuerst mit der Bluse begonnen und den Schnitt auf Papier vorgezeichnet. Da die Blümchen-Viskosewebware von Stoff und Stil zwar wunderbar weich, dafür aber auch ausgesprochen flutschig ist, konnte ich es mir nicht besonders gut vorstellen, das Schnittmuster direkt auf den Stoff zu zeichnen.
Außerdem hatte ich mir direkt gedacht, dass ich den Schnitt bestimmt noch einmal nähe und es von Vorteil wäre, wenn ich ihn auf Papier hätte.
Ich fand es auf jeden Fall mal sehr angenehm, keine 40 Seiten Schnittmuster drucken und zusammenkleben zu müssen.
Na gut, ein bisschen Kleben musste ich dann doch. Ich hatte nämlich gerade nur noch A4-Papier da. Aber trotzdem ging das Zeichnen fast schneller als sonst das Schnittmuster-Kleben und -Ausschneiden. Schritt für Schritt wird im Buch anhand von Zeichnugnen erklärt, wie man vorgehen muss.
Und nicht nur das Zeichnen war schnell erledigt, auch das Nähen ging richtig flott.
Wie auch im Buch empfohlen, habe ich dann während des Nähprozesses die Bluse immer mal wieder anprobiert um noch Änderungen vornehmen zu können. So habe ich z. B. die Ärmel noch weiter verschmälert und beschlossen, beim Vorderteil mittig eine Kellerfalte am Ausschnitt zu setzen.
Der Ausschnitt war mir nämlich erst etwas groß und vor allem weit geraten (ich hatte die empfohlene Ausschnittgröße sehr großzügig erweitert). Vielleicht hätte ich einfach den Rat im Buch befolgen sollen und mich beim Ausschnitt nach einem meiner Kleidungsstücke richten solllen.
Der Ausschnitt war tatsächlich so weit, dass er mir richtig über die Schultern rutschte.
Schulterfrei ist zwar auch schick, aber ich fand es jetzt für den Winter doch nicht so richtig praktisch. Also habe ich mit der Kellerfalte den Ausschnitt wieder etwas verschmälert.
Dadurch bilden sich jetzt unter den Achseln zwar ein paar Falten, aber das find ich nicht so schlimm.
Als ich den Ausschnitt dann eingefasst hatte, habe ich mich allerdings etwas über meine Änderungen geärgert, denn eingefasst wirkte der Ausschnitt direkt wieder viel kleiner und es wäre vielleicht auch ohne Kellerfalte ganz hübsch gewesen.
Vor allem wäre es schlau gewesen, die vordere Mitte für die Kellerfalte etwas zu begradigen, nun läuft es dort ein wenig spitz zu. Naja, das weiß ich dann fürs nächste Mal.
Ein weiterer Fehler von mir war, dass ich mein Hüftmaß ohne Jeans gemessen habe und dann trotzdem nur den vorgeschlagenen Minimalwert dazu addiert habe. Das war natürlich nicht richtig schlau, denn so passt die Bluse im Hüftbereich wirklich nur so gerade eben über die dicke Jeans.
Zum Glück sieht man das gar nicht so sehr, finde ich. Es ist einfach nur beim Anziehen etwas komisch, weil man es nicht gewohnt ist, dass Blusen im Hüftbereich so eng sind.
Die Bluse ist in meiner Version übrigens hinten länger als vorne. Man kann sie aber genauso gut mit geradem Saum nähen.
Überhaupt gibt es zu jedem Schnitt zahlreiche Vorschläge, wie man den Grundschnitt abwandeln und variieren kann. Das gefällt mir sehr gut, denn ich wandel eh immer sehr gerne Schnitte nach meinen eigenen Vorstellungen ab. Die Bluse kann man zum Beispiel auch mit Knopfleiste, Tropfenausschnitt oder anderen Extras nähen.
Den Saum wollte ich ursprünglich mit Beleg nähen. Aber dann hatte ich die Bluse doch eher etwas zu lang zugeschnitten und so habe ich es mir leicht gemacht und einfach den Saum zweimal knapp umgeschlagen und abgesteppt.
Insgesamt bin ich mit der Passform der Bluse für den ersten Nähversuch sehr zufrieden. Bei manch einem »richtigen« Schnittmuster musste ich schon mehr anpassen als hier.
Und die Bluse war wirklich schnell genäht. Aber noch viel schneller war die Zipfeljacke fertig. Die Zipfeljacke besteht eigentlich nur aus Rechtecken und Trapezen. Einzig der Halsausschnitt ist leicht angedeutet.
Ich bin wirklich total begeistert davon, dass so ein simpler Schnitt so schön fällt.
Einzig mit dem Halsausschnitt hatte ich ein bisschen Probleme. Er wird irgendwie etwas zu den Seiten und nach hinten gezogen und wurde dadurch recht groß.
Daher habe ich hier dann anders als geplant einfach noch ein Bündchen angenäht, statt den Ausschnitt zu säumen.
Auch so geht die Jacke zwar nicht richtig bis in den Nacken und die Seiten rutschen ein wenig in Richtung Schultern, aber optisch stört mich das nicht. Es wäre nur einfach noch ein wenig kuscheliger, wenn die Jacke etwas enger am Hals anliegen würde.
Meiner Begeisterung über die Jacke tut das allerdings keinen Abbruch. Man kann ja auch einen Schal tragen wenn es zu kalt wird im Nacken ...
Bei den anderen Kanten war ich dann mal so richtig faul. Die Ärmel habe ich noch gesäumt, aber der Rest ist einfach nur versäubert.
Ich hatte Overlockgarn da, das so unglaublich gut zu meinem altrosafarbenen Baumwollstrick von Staghorn passte. Da musste ich das einfach mal probieren.
Und ich finde es eigentlich ganz schick mit den offenen Kanten (auch wenn mein Mann fragte: »Häh, die Jacke ist doch noch gar nicht fertig?«).
Aber ich bin glücklich mit meiner neuen alltagstauglichen Herbstkombi, auch wenn noch nicht alles ganz perfekt geworden ist.
Und ich bin wirklich begeistert vom Buch. Es macht richtig süchtig und man möchte direkt den nächsten Schnitt ausprobieren. Ich habe auch schon was Neues in Planung. Und wenn ich es zeitlich schaffe, werde ich euch auch das noch im Rahmen der Blogtour zeigen können.
Eigentlich wollte ich als Alternative zu der Zipfeljacke auch noch einen schwarzen Sweatmantel nähen, aber der dafür eingeplante Stoff ist leider (bisher) nicht angekommen.
Und mein Fazit?
Also ich denke, für alle, die gerne experimentieren und vielleicht auch gar nicht so gerne nach Schnittmustern nähen, ist dieses Buch genau das Richtige. Und auch denjenigen, die vielleicht immer schon mal ohne Schnittmuster nähen wollten, sich das aber bisher nicht zugetraut haben, kann das Buch sicherlich weiterhelfen.
Das Buch ist übrigens auch durchaus für Anfänger geeignet. Alle einzelnen Nähschritte sowie die nötigen Grundlagentechniken werden im Buch ausführlich erklärt und anhand von Bildern erläutert.
Der einzige Nachteil gegenüber »richtigen« Schnittmustern ist vielleicht, dass man keine Angaben zum Stoffverbrauch hat und da schon ein wenig Erfahrung braucht, um zu wissen, wieviel Stoff man voraussichtlich für die jeweiligen Kleidungsstücke benötigt. Als Anfänger sollte man da den Stoff sicherlich eher großzügig einplanen. Auch ich hatte kurz Bedenken, ob ich die Bluse überhaupt mit den 1,2 m hinbekomme, aber es hat dann doch so gerade eben gepasst.
Und natürlich braucht man ein wenig Freude am Ausprobieren und Entdecken. Ich hatte vor dem Nähen der Bluse auch gar keine so richtige Vorstellung davon, wie meine Bluse am Ende wohl aussehen würde.
Aber ich finde, gerade das macht es auch so unglaublich spannend, oder?
Und es ist einfach toll, wenn man einen Schnitt einfach von Anfang an nach den eigenen Vorstellungen und Proportionen gestalten kann ohne einen bestehenden Schnitt kompliziert abändern zu müssen ...
Und ich freu mich jetzt auch schon auf den Frühling, denn die Sommermodelle aus dem Buch sind auch ein absoluter Traum! Davon muss ich unbedingt etwas nähen.
Bis Ende November könnt ihr aber erstmal noch weitere Wintermodelle aus dem Buch bestaunen, und zwar hier:
Eure
Kristina
- Schnitt: Schnittvorlagen aus dem Buch Kleidung Nähen ohne Schnittmuster von Stefanie Brugger
- Stoff: Gewebte Viskose von Stoff&Stil, Strick von Staghorn
- Verlinkt bei: RUMS
15 Kommentare
Ja, klar, ein bisschen Herumprobieren gehört schon dazu und manchmal würde sich vielleicht auch ein Probemodell anbieten – aber das ist ja auch bei "fertigen" Schnittmustern oft so, dass man noch Anpassungen machen muss. Auf jeden Fall finde ich, dass deine beiden Stücke sehr gelungen sind! Schön, dass Du dich ins "Abenteuer" gestürzt hast und Danke fürs Mitmachen! :-)
Liebe Grüße,
Steffi
Liebe Grüße
Hanna
Liebste Grüße,
Lee
Und toll, dass du gleich die Bluse und die Zipfeljacke präsentierst. Auf die hatte ich nämlich direkt ein Auge geworfen.
Liebe Grüße Miriam
Das hast du ja spannend und sehr informativ geschrieben-Danke fürs Teilhabenlassen am Entstehungsprozess :-)
Leider bin ich beim Anschauen sehr vom rosa abgelenkt, da das gar nicht mein Farbenfreund ist 😂
Aber ich finde, dass beides für den ersten Versuch ziemlich gut geglückt ist! Und das Wichtigste- du ziehst es an und dir gefällt es! :-)
Viel Spaß weiterhin mit dem Buch! Bin gespannt, was ich noch so sehen werde ;-)
Liebe Grüße
Uli